Sperre des Luftraumes über Europa - April 2010 / Shutdown of the european airspace - April 2010

 




Der Vulkan Eyjafjallajökull veränderte im April 2010 den gesamten europäischen Flugverkehr.

Bereits zu Ostern 2009 (!) konnten Seismologen erhöhte Aktivität im Bereich dieses Vulkans messen. Ab Anfang Februar 2010
zeigten GPS-Messungen schon die ersten Veränderungen der Vulkanoberfläche. So konnte zum Beispiel eine Verformung der Erd-
kruste von 15 Zentimeter festgestellt werden, wobei innerhalb der letzen Tage vor dem Ausbruch die Veränderung am größten
war. Alleine zwischen 3. und 5. März konnten an die 3.000 Erdbeben in diesem Gebiet gemessen werden. Glücklicherweise
hatten die meisten Beben nur eine Stärke von unter 2 auf der Richterskala. Die Eruption des Vulkans begann am 20. März
2010 kurz vor Mitternacht. Am Morgen des 14. April 2010 brach direkt am Gipfel eine rund 2 Kilometer große Spalte auf.
Aus insgesamt 5 Kratern traten nun große Megen Lava aus, über dem Gletscher stiegen Dampf- und Aschewolken mehrere
tausend Meter auf. Auf Island selbst versanken Teile der Insel unter zentimeterdicken Ascheablagerungen.

Hier einige Bilder des Eyjafjallajökull auf Island ...



Beginnend mit 15. April wurden nun sukzessive die Lufträume über Europa geschlossen. Einer der ersten Flughäfen die davon betroffen
waren, war London Heathrow - der größte Airport Europas. Die Aschenwolke zog danach weiter Richtung Skandinavian und dem nördlichen
europäischen Festland, wodurch die nächsten Großfllughäfen von der Sperre erfaßt wurden. Dies waren zum Beispiel Amsterdam, Brüssel,
Frankfurt, Paris, Kopenhagen, usw ... Die Wolke erreichte Österreich am späten Abend des 16. April. Gegen 22:00 waren auch die 6
österreichischen Airports von der Sperre betroffen. In Wien, Linz, Salzburg, Innsbruck, Graz und Klagenfurt fanden somit weder Starts
noch Landungen statt. Bei einem Spotterausflug am 17. April zum Flughafen Wien konnte man die zahlreichen geparkten Flugzeuge
an allen Abstellpositionen sehen. Es wurde auch die Triebwerke und teilweise auch die Copckpitscheiben verklebt.

Am 17. April landete gegen 11:00 auf Landebahn 34 ein Airbus A321-211 der
Ural Airlines mit der Registrierung VQ-BDA. Die Maschine war als Sverdlovsk Air
3511 aus Moskau kommend nach Rom unterwegs. Warum die Maschine in Wien
landete ist noch immer zweifelhaft. Die Meinungen gehen von Treibstoffmangel
aufgrund niedriger Flughöhe wegen der Aschenwolke bis zu Beschädigungen an
den Triebwerken, ebenfalls wegen der Aschenwolke. Weiters hörte man auch die
Maschine sei nur nach Wien überstellt worden, allerdings konnte man von obersten
Deck des Parkhaus 4 sehen, daß jede Menge Passagiere ausstiegen und mit Bussen
vom Vorfeld in den Ankunftbereich gebracht wurden. Weiters war zu sehen, daß kurz
nach der Landung des Flugzeuges ein Einsatzfahrzeug der Flughafenfeuerwehr zum
Airbus kam. Die Maschine verließ Wien am 19. April wieder.
A
Es war am Flughafen Wien noch nie so ruhig als an diesem Tag bzw. an diesem Wochenende. Teilweise waren auch einige gestrandete
Flugzeuge, die zur dieser Zeit normalerweise nicht oder nicht mehr zu sehen sind, auf dem Vorfeld abgestellt. So zum Beispiel vor dem
Austrian Hangar eine Boeing 767-300(F) von UPS - United Parcel Service, Ein Airbus A310(F) von FedEx und eine Boeing 757, die
aufgrund der Sperre von London Heathrow schon einige Tage hier abgestellt war. Auf der anderen Seite des Airports waren Flugzeuge
von KLM - Royal Dutch Airlines, ein weiterer A320 von British Airways sowie zahlreiche Austrian, Niki, Air Berlin Flugzeuge.

Die Sperre des europäischen Luftraumes sollte auch über das Wochenende anhalten, wodruch das Choas im Flugverkehr natürlich
immer größer wurde. Austrian und Niki führten nun mit Genehmigungen Testflüge innerhalb Europas durch, um zu sehen, wie sich
die Aschenwolke tatsächlich auf ein Flugzeug auswirken kann. Austrian flog hierfür mit einem Airbus A320 von Wien nach Graz.
Mit an Bord waren übrigens beide AUA-Vorstände. Nach der Landung in Graz wurde die Maschine genauen Kontrolle unterzogen,
wobei jedoch weder Schäden an der Triebwerken noch an der Maschine festzustellen waren. Niki hingegen flog ebenfalls mit
Airbus A319 von Wien nach Graz. Am Steuer des Flugzeuges war übrigens Niki Lauda selbst. Auch auf diesem Flug waren
keinerlei Störungen zu spüren und auch nach den Kontrollen in Salzburg gab es keine Schäden am Flugzeug zu melden. Somit
drängten beide Airlines auf die Öffnung des österreichischen Luftraumes, was allerdings vom Verkehrsministerium und von
Austrocontrol abgelehnt wurde mit der Begründung die Sicherheit der Passagiere und Besatzeungen der Flugzeuge stehe an
erster Stelle. Somit war auch der Sonntag in Österreich und auch Europa ein flugfreier Tag - wenn auch ungewollt.

Die Sperre des österreichischen Luftraumes wurde am Montag, dem 19.04. um 05:00 morgens wieder aufgehoben. Von da an
durften auf allen österreichischen Airports wieder Flugzeug Starten und Landen - auch die Überflüge waren wieder uneinge-
schränkt möglich. An den Tagen zuvor waren Überflüge nur in Höhen ab 10 Kilometer gestattet. Von Normalität war natürlich
noch lange nichts zu merken, zumal die west- und nordeuropäischen Lufträume uns somit auch die Flughäfen in diesen Regionen
noch gesperrt waren. Flüge von Wien aus waren eigentlich nur nach Süd- und Osteuropa möglich aber auch hier teilweise noch
mit starken Einschränkungen.

Am 19. April wurde von zahlreichen Ländern und Fluglinien eine wahre Rückholaktion für gestrandete Passagiere gestartet.
So landeten am späten Nachmittag beispielsweise innerhalb einer Stunde 3 Flugzeug der portugisischen Euro Atlantic Air-
ways aus Las Palmas kommend. Geflogen wurde diese Kurse für TUIFly und auch unter dem Callsign Yellow Cab, welches
ebenfalls für TUIFly registriert ist. Dabei kam eine Boeing 757-2G5 und 2 weitere Boeing 7673Y0(ER) zum Einsatz.
Auch Airlines die regelmäßige Besucher am Flughafen Wien sind - sowie zum Beispiel Royal Jordanian Airline - sorgten
mit größeren Flugzeugen für eine angenehme Überraschung. Royal Jordanien setzt am 19. April auf ihren Flügen RJ 127
und RJ 128 einen Airbus A310-304 ein. Aufgrund der Sperre des Flughafen Zürich landete ebenfalls am Abend ein
Airbus A330-243 der Edelweiss Air. Die Maschine kam unter der Swiss Flugnummer LX 8958 aus Male. Die BEmalung
des Edelweiss Airbus A330 war an diesem Tag bestimmt ein Highlight.

Am 20. April öffneten nach und nach alle europäischen Staaten wieder ihre Lufträume und Flughäfen. Somit konnten zumindest
wieder überall Starts und Landungen erfolgen. Da ntürlich über das Wochenende unzählige Flüge ausfielen, waren auch in den
Tagen nach Auhebung der Sperre des österreichischen Luftraumes noch etliche Airlines für Überraschungen gut.
Qatar Airways flog an zwei aufeinander folgenden Tagen anstelle eines Airbus A319 oder A320 mit dem größerem Airbus
A330-300 mach Wien. Bei Emirates waren an einem Tag sogar 3 Boeing 777-300(ER) zwischen Wien und Dubai im Einsatz.
Nicht nur Passagierflüge waren betroffen - auch alle Frachtflüge fielen an diesem Wochenende in Wien aus. Dies hatte zur
Folge, daß ab 20. April vermehrt Frachtflugzeug in Wien zu sehen waren, die normalerweise eher zu den Ausnahmen zählten.
Midex Airlines aus Abu Dhabi flog einige Rotationen mit Boeing 747-200(F) für Emirates Skycargo. Polet Flight aus Russland
übernahm einige Flüge von Korean Air Cargo. UPS landete mit einer McD Douglas MD-11(F) aus Seoul kommend in Wien.
Aufgrunder Flugnummer - UPS 9 - dürfte es sich hier aber eher um einen umgeleiteten Flug aus Köln/Bonn handeln. Neben
diesen Exoten waren natürlich die regelmäßigen Frachtlinien ebenfalls in Wien zu sehen. Dies sind Korean Air Cargo,
Asiana Cargo, Jade Cargo, Air China Cargo, Fedex, UPS. Ein besonderer Exote fand sich am 22. April in Wien ein.
Die russische Armee kam mit einer Ilyushin Il-76MD von Moskau/Vnukovo nach Wien.

Alles in allem vielen während der Luftraumsperre über Europa laut Eurocontrol über 100.000 (!) Flüge aus. Den Airlines
entstand dadurch ein Schaden von über 2 Milliarden Euros. Die Sperre des europäischen Luftraumes hatte natürlich auch
Auswirkungen auf den Flugverkehr anderer Kontinente. So waren beispielsweise europäische Flugzeug in USA und Asien
abgestellt, andererseits konnten Maschinen amerikanischer und asiatischer Airlines nicht mehr in ihre Heimat starten.

Die Einschränkungen für den Flugverkehr waren übrgiens deutliche größer als bei den Anschlägen im Jahr 2001 ...


Hier noch einige Bilder aus Wien während bzw. nach der Luftraumsperre in Österreich ...